SWR berichtet – Barrierefrei unterwegs: Ein Leitsystem von city concepts für alle

Inklusion sichtbar machen, Orientierung erleichtern und Zugänglichkeit für alle schaffen – mit diesem Anspruch hat city concepts in Deidesheim ein barrierefreies Leitsystem umgesetzt, das als Vorbild für modernen, inklusiven Tourismus dient.

Barrierefreier Tourismus ist heute kein Randthema mehr, sondern ein Qualitätsmerkmal. Immer mehr Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Sehbehinderungen oder kognitiven Beeinträchtigungen wünschen sich einen selbstbestimmten Zugang zu Freizeit- und Kulturangeboten. Auch Familien mit Kinderwagen oder ältere Menschen profitieren von barrierefreien Angeboten. Deidesheim zeigt, wie dies in einem historischen Ortskern mit verwinkelten Gassen und Denkmalschutzvorgaben gelingen kann, ohne dass die Authentizität verloren geht. So sieht es auch der SWR, der die Deidesheimer Rundgänge im März 2025 als vorbildlich hervorhob: „Ein gelungenes Beispiel für barrierefreien Tourismus in der Pfalz.“ (SWR-Bericht ansehen)

Ein Leitsystem, das Orientierung für alle schafft

Das Leitsystem in Deidesheim geht weit über herkömmliche Wegweiser hinaus. Es basiert auf einem integrativen Konzept, das unterschiedlichste Bedürfnisse berücksichtigt – von taktiler Orientierung bis hin zu digitalen Hilfsmitteln. Im Zentrum steht der Gedanke der hindernisfreien und hürdenlosen Orientierung.

Die besondere Herausforderung in Deidesheim bestand darin, ein modernes, barrierefreies Leitsystem mit dem historisch gewachsenen Ortsbild zu vereinen.

city concepts hat daher zwei Themenrouten entwickelt: Eine befasst sich mit der Historie Deidesheims, die andere legt den Fokus auf Genuss und Freizeit. Bei der Planung beider Routen wurde auf die baulichen Gegebenheiten Rücksicht genommen, sodass sich barrierefreie Erreichbarkeit und ein authentisches Ortsbild verbinden lassen. Die Wege sind befestigt, Steigungen wurden minimiert und es wurden barrierearme Rastmöglichkeiten an relevanten Stellen geschaffen.

Die behutsame Farbgestaltung der Elemente folgt einem gestalterischen Konzept, das sich harmonisch in das Stadtbild einfügt. Ein wiederkehrendes Symbol dient als Wiedererkennungsmerkmal auf allen Systemkomponenten und erleichtert die Orientierung – ganz unabhängig vom Vorwissen der Nutzer.

Die „Historische Runde” führt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten, Plätzen und Weingütern rund um das Ortszentrum – die „alla hopp! Runde” ergänzt das Angebot mit zertifizierten, barrierefreien Aktivanlagen und Freizeitpunkten.

Beide Routen sind durchgehend barrierearm oder barrierefrei begehbar. Ziele, die nicht direkt an den Hauptrouten liegen, wurden als Exkursionen gekennzeichnet. Entlang dieser Verbindungen sind eventuell vorhandene Hindernisse explizit ausgewiesen, was einen entscheidenden Beitrag zur transparenten und realistischen Erwartungssteuerung der Besucherinnen und Besucher leistet.

Eine Gruppe Zuhörer steht an einem Wegstreifen, der eben wirkt und für Rollstuhlfahrer gut befahrbar ist
DDH | Pressetermin in Deidesheim

Um die Praxistauglichkeit des Leitsystems sicherzustellen, wurde bereits in einer frühen Projektphase eine Testberollung mit einer betroffenen Person durchgeführt. Dabei wurden kritische Strecken und Orte im Detail analysiert und die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in die Planung integriert. In der Folge wurden zahlreiche Ertüchtigungsmaßnahmen realisiert, u. a.:

  • Bordsteinabsenkungen,
  • Verbesserung der Oberflächenbeschaffenheit (z. B. durch Abschleifen und Verfugung mit Epoxidharz),
  • Zwischenpodeste an Steigungen, wie z. B. am Caritas-Altenzentrum.

Diese Maßnahmen ermöglichen heute ein deutlich komfortableres und sichereres Fortbewegen für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, für Personen mit Rollator oder für Familien mit Kinderwagen – selbst in einem historisch geprägten Stadtkern mit Kopfsteinpflaster und verwinkelten Gassen.

Ein weiteres zentrales Element war das grafische Gesamtkonzept: Ein eigenes Signet, abgestimmte Farben, gut lesbare Schriftgrößen sowie wiedererkennbare Piktogramme bilden eine visuelle Leitlinie über alle Systemkomponenten hinweg. Die Gestaltung lehnt sich bewusst an die bestehende Stadtmöblierung an, um eine harmonische Integration ins Ortsbild zu gewährleisten.

Darüber hinaus wurden erste digitale Erweiterungen umgesetzt. An mehreren Standorten ergänzen Videoclips mit Audiodeskription die analogen Tafeln. Diese Clips bieten einen barrierearmen Einblick in die Geschichte Deidesheims und sind insbesondere für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen eine sinnvolle Ergänzung. Eine weiterführende digitale Ausweitung ist ausdrücklich vorgesehen.

Deidesheim zeigt insgesamt, dass Barrierefreiheit auch in sensiblen, denkmalgeschützten Innenstädten möglich ist – wenn mit Sorgfalt, Fachkenntnis und echter Beteiligung geplant wird.

Ein Beitrag zu echter Teilhabe

Barrierefreiheit ist mehr als nur ein technisches Detail, sie ist ein Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung. Mit dem Leitsystem in Deidesheim wird ein klares Signal gesendet: Alle Menschen sollen sich willkommen fühlen. Durch die Umsetzung wird nicht nur praktische Zugänglichkeit geschaffen, sondern auch ein positives Besuchserlebnis ermöglicht.

Warum barrierefreie Leitsysteme im Tourismus immer wichtiger werden

Ein inklusives Leitsystem stärkt nicht nur die soziale Teilhabe, sondern verbessert auch die touristische Infrastruktur insgesamt. Eine barrierefreie Orientierung wirkt sich positiv auf das Image eines Reiseziels aus, macht es für neue Zielgruppen attraktiver und steigert die Aufenthaltsqualität. Für Kommunen bedeutet das höhere Gästezufriedenheit, bessere Bewertungen und nachhaltigen Erfolg.

Ein barrierefreies Leitsystem kann aus folgenden Bausteinen bestehen

Taktile Bodenindikatoren

Für sehbehinderte Menschen können taktile Leitelemente in das Stadtbild integriert werden. Diese taktilen Rillen- und Noppenplatten führen sicher durch den öffentlichen Raum und helfen beim Auffinden von Querungen, Gebäudeeingängen oder Orientierungspunkten. Dabei wird auf eine harmonische Einbindung in das historische Straßenbild geachtet.

Kontrastreiche Beschilderung mit Piktogrammen

Alle Beschilderungen werden in hoher visueller Qualität umgesetzt: Eine große, gut lesbare Schrift, klare Symbole und ein starker Farbkontrast sorgen für eine einfache Erfassbarkeit – auch für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Die verwendeten Piktogramme sind selbsterklärend und international verständlich.

Akustische Hinweise an wichtigen Knotenpunkten

An ausgewählten Standorten, beispielsweise an Kreuzungen, bei besonderen Sehenswürdigkeiten oder an Startpunkten von Rundgängen, können akustische Signale Orientierung geben. Sie erhöhen die Sicherheit und bieten blinden und sehbehinderten Menschen zusätzliche Informationen.

Digitale Unterstützung über QR-Codes und App-Anbindung

Durch QR-Codes auf den Tafeln und Stelen werden digitale Inhalte bereitgestellt. Informationen in Leichter Sprache, Audioguides oder barrierefreie Karten können so ganz einfach mit dem Smartphone aufgerufen werden. Die Inhalte sind mit Screenreadern kompatibel und bieten mehrsprachige Unterstützung – ein Mehrwert für internationale Gäste und Menschen mit Leseschwierigkeiten.

Barrierefreie Kartendarstellungen

Die eingesetzten Stadtpläne und Karten werden speziell für eine barrierefreie Nutzung konzipiert. Eine klare Typografie, einfache Sprache, kontrastreiche Gestaltung und reduzierte Informationsdichte ermöglichen eine schnelle Orientierung. Karten in Brailleschrift sowie tastbare Übersichtspläne können das Angebot vor Ort zusätzlich ergänzen.

Fazit: Jetzt entdecken – Deidesheim barrierefrei erleben

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, dem sei ein Besuch in Deidesheim empfohlen. Der beliebte Weinort verbindet Genuss, Kultur und Natur und verfügt über ein Leitsystem, das allen Menschen den Weg ebnet. Barrierefreiheit ist hier keine Theorie, sondern gelebte Realität.

Wie der SWR über unser Projekt berichtet hat

Hier gehts Video und Beitrag vom SWR